Aufrüst-Kits im Preis-Check: Abzocke oder guter Deal? | STERN.de

2022-10-09 18:31:07 By : Ms. Andy meng

Alle drei bis fünf Jahre wollen PC-Gamer ihre Hardware normalerweise aufrüsten. Allerdings nicht immer alles auf einmal. Häufig kommt es vor, dass der Prozessor die Grafikkarte oder die Grafikkarte den Prozessor ausbremst. Deshalb ergibt es meist mehr Sinn, immer nur die jeweils schwächste Komponente im Computer durch einen Neukauf auszutauschen. 

Bei Grafikkarten funktioniert das reibungsloser als bei Prozessoren. Wer mehrere Generationen der zentralen Recheneinheit übersprungen hat, der merkt, wie schnell die Technik voranschreitet. Sockel, Chipsatz, Prozessor und Arbeitsspeicher wollen genau aufeinander abgestimmt sein und nach Möglichkeit zukünftige Aufrüstung einfach gestalten.

Sogenannte Aufrüstkits versprechen Käufern, die mühselige Recherche der richtigen Komponenten abzunehmen. Ob sich diese Bundles aber wirklich lohnen, verrät der Vergleich mit den Einzelpreisen. 

Bitte beachten Sie, dass der Vergleich am 8. Juni 2021 stattfand und sich die Preise zu einem späteren Zeitpunkt ändern können.

Ein Einsteiger Aufrüstkit sollte nicht mehr als 300 Euro kosten und ein einfaches Mainboard sowie einen Einstiegs-Prozessor mit wenigsten sechs Kernen umfassen. Acht Gigabyte Arbeitsspeicher runden das Paket ab. All das vereint ein Bundle des Händlers Alternate. Enthalten darin ist ein AMD Ryzen 5 3600 mit sechs Kernen in Verbindung mit dem Gigabyte A520M S2H als Hauptplatine und acht Gigabyte Arbeitsspeicher von G.Skill, der bei 3200 Megahertz taktet.

Einzeln kosten die Komponenten bei Alternate etwa 294 Euro, für das Bundle löhnen Sie am 8. Juni 2021 269 Euro. Das Mainboard beschränkt sich aufs Wesentliche: WLAN oder Bluetooth ist nicht an Bord und RAM-Steckplätze hat es nur zwei. Für den Preis darf man aber auch nicht mehr erwarten. Wichtig: In dem Prozessor ist keine integrierte Grafikeinheit! Die sollte schon vorhanden sein, wenn Sie sich für das Bundle interessieren. Bei Amazon zahlen Sie für die gleiche Hardware einzeln übrigens über 300 Euro. Der Bundle-Deal ist gut.

In der Mittelklasse dürfen Sie um die 500 Euro für ein Aufrüstkit einplanen. Dafür darf es dann aber auch ein Prozessor der neuesten Generation mit wenigstens sechs Kernen in Verbund mit 16 Gigabyte Arbeitsspeicher sein. Das Mainboard sollte mit PCIE 4.0 über die aktuellste Datenautobahn verfügen und vier Slots für RAM-Riegel bieten. Bluetooth und WLAN dürfen Käufer in dieser Preiskategorie nicht erwarten. Macht aber nichts, denn bei Bedarf lässt sich das über eine PCIe-Karte oder ein USB-Dongle nachrüsten.

Ein Aufrüstkit, das in diese Kategorie fällt, besteht aus dem Ryzen 5 5600X als Prozessor, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und dem MSI B550-A PRO als Mainboard. Insgesamt berappen Käufer dafür 479 Euro beim Alternate. Einzeln kosten die Komponenten beim selben Händler fast genau 500 Euro. Wieder machen Sie mit dem Bundle nichts verkehrt – aber Käufer könnten einen anderen Arbeitsspeicher wollen, der höher taktet. Die aktuellen Ryzen-Prozessoren von AMD profitieren von einem höheren Speichertakt und das schlägt sich in einigen Games in mehr Bildern in der Sekunde nieder. 

Vergleicht man die zwei RAM-Riegel aus dem Bundle (HyperX DIMM 16 GB DDR4-3200) mit Kontrahenten aus der gleichen Preisklasse, finden sich etwas potentere Riegel für einen ähnlichen Preis. In diesem Fall wäre das die Riegel Crucial DIMM 16 GB DDR4-3600 . Sie harmonieren mit dem MSI B550-A PRO ebenfalls wunderbar. Der durchaus attraktive Bundle-Preis geht ebenfalls nicht vollends flöten, denn andere Händler wie Amazon bieten das Mainboard gut 20 Euro günstiger an.

Wenn Sie die Komponenten einzeln kaufen und die Hauptplatine bei Amazon, kostet Sie die Hardware um die 480 Euro und damit so viel wie das Aufrüstkit bei Alternate. Der Bundle-Preis ist also in Ordnung. Wer sich die Mühe einzelner Bestellungen machen will, bekommt etwas besseren Arbeitsspeicher. Achtung: Damit das Mainoard den Ryzen 5 5600X erkennt, muss wenigstens die BIOS-Version "7C56vA4" installiert sein. Ist das nicht der Fall, müssen Sie selbst diese Version installieren. Beim Bundle sollte dieser Stolperstein entfallen.

Zur oberen Mittelklasse zählen Mainboard, Prozessor und Arbeitsspeicher, die im Paket bis zu 700 Euro kosten. Amazon hat ein gehobenes Mittelklasse-Bundle mit dem AMD Ryzen 7 5800X, 16 Gigabyte DDR4 RAM und dem Asus A520M-K als Mainboard für 639 Euro im Angebot. Und das ist deutlich zu teuer. Kaufen Sie die gleichen Komponenten einzeln bei Alternate, kosten sie zusammen 594 Euro. Dazu ist das Mainboard für den Prozessor etwas unterdimensioniert.

Es bietet nur zwei RAM-Slots und einen PCIe-3.0-Steckplatz. Normalerweise paaren Computerbauer solche Mainboards nicht mit einem 429-Euro-Prozessor. Für den darf es ruhig in die Richtung eines Gigabyte X570 GAMING X gehen. Das kostet zwar fast das Dreifache, bietet aber dank 570er-Chipsatz nette Eigenschaften wie PCIe-4.0 und zwei Steckplätze für PCIe-4.0 NVMe-SSDs. Zusammengerechnet kosten die einzelnen Teile "nur" 40 Euro mehr als das Amazon-Bundle. Dafür haben Sie aber eine deutlich umfangreichere Hauptplatine an Bord, die für zukünftige Updates wie eine M.2-SSD oder eine PCIe-4.0-Grafikkarte gewappnet ist.

Aufrüstkits bieten den Komfort, dass sich Käufer keine Sorgen darum machen müssen, ob die darin enthaltenen Komponenten miteinander harmonieren. Das ist deshalb praktisch, weil nicht jeder AMD-Prozessor der aktuellen AMD-Generation mit allen Chipsätzen AM4-Sockel-Mainboards zusammenarbeiten. Gerade bei etwas älteren Hauptplatinen muss das BIOS vorher aktualisiert werden. Dabei kann es zu Problemen kommen, wenn etwa ein Prozessor der Vorgänger-Generation benötigt wird, um das Update durchzuführen. 

Seriöse Hardware-Verkäufer ziehen ihre Käufer mit den Kits aber nicht über den Tisch. Die Bundles bei Alternate etwa entsprechen preislich der Hardware, die drin ist. Bei Amazon müssen Kunden vorsichtiger sein. Hier laufen Sie Gefahr, zu viel für die im Aufrüstkit vorhandenen Komponenten zu zahlen. Überprüfen Sie deshalb immer vor dem Kauf, wie teuer die einzelnen Komponenten sind und ob das Mainboard erst nach einem Update seines BIOS mit dem Prozessor funktioniert. Braucht das Mainboard etwa ein Update, kann ein Aufrüstkit Sinn ergeben, wenn Sie keine Lust haben oder nicht im Stande sind, es selbst durchzuführen.

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